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Die Bedeutung der Patientenerfahrung in der Radiologie

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Die Patientenerfahrung in der radiologischen Abteilung ist ein essentieller, jedoch oft unterschätzter Aspekt der Gesundheitsversorgung. Keiner von uns möchte sich wie an einem Fließband in einem seelenlosen, milliardenschweren Unternehmen fühlen. Leider vernachlässigen allzu viele Einrichtungen und Fachkräfte im Gesundheitswesen die einzigartigen emotionalen Bedürfnisse des Individuum und lassen PatientInnen genau so fühlen. Eine patientenzentrierte Gesundheitsversorgung hingegen betrachtet jeden Patienten als Individuum und legt Wert auf Patientenbeteiligung und Kommunikation. Keiner möchte sich vorstellen, wie seine liebe Mutter oder Großmutter hastig durch eine veraltete und schlecht gewartete radiologische Abteilung für ihre MRT- oder kontrastverstärkte CT-Untersuchung geschleust wird, ohne angemessene Kommunikation und Einfühlungsvermögen für ihre Ängste und Sorgen. Warum also das Gleiche mit den Familien anderer Menschen tun? Dieser Artikel untersucht die vielschichtige Bedeutung der Patientenerfahrung (die Summe aller Interaktionen während des Aufenthalts eines Patienten, sei es mit den Einrichtungen oder dem Personal) in der Radiologie und hebt die Patientenpositionierung, das emotionale Wohlbefinden, die Diagnose und die allgemeine Versorgungsqualität hervor. Anhand bestehender Literatur, persönlicher Erfahrungen und praxisnaher Einblicke betont dieser Artikel die Notwendigkeit eines patientenzentrierten Ansatzes in der gesamten radiologischen Praxis.

Emotionales Wohlbefinden in der Radiologie

Die Radiologie ist eine unverzichtbare Komponente der modernen Medizin und liefert unschätzbare diagnostische Erkenntnisse, die Therapieverläufe unterstützen und in den meisten Fällen bestimmen. Dabei sollte die Bedeutung des tatsächlichen Patientenerlebnisses in der Radiologie nicht außer Acht gelassen werden. Dazu gehören Aspekte wie die richtige Positionierung des Patienten, die Kommunikation zwischen Personal und Patient, Empathie und Mitgefühl für das Leiden, die Ängste und Sorgen des Patienten. Die Begegnung der Patientinnen mit radiologischen Dienstleistungen umfasst verschiedene Elemente, einschließlich des emotionalen Wohlbefindens und des letztendlichen diagnostischen Ergebnisses. So gibt es eine Fülle von Faktoren, die das Patientenerlebnis auf verschiedenen Ebenen beeinflussen – von der Art und Weise, wie das Personal mit PatientInnen interagiert, bis hin zur Farbe der Wände im Röntgenraum. Während einige direkt die gesundheitlichen Ergebnisse beeinflussen, beeinflussen andere insbesondere die Wahrnehmung von der angebotenen Versorgung. Alle sind wichtig, wenn man einen patientenzentrierten Ansatz verfolgt.

Eine Hand hält unterstützend eine andere, im Umfeld eines Spitals

Mehr als medizinische Versorgung: Patientenwahrnehmung und klinischer Raum

Vorerst sind die Faktoren relevant, die die gesundheitlichen Ergebnisse als solche nicht beeinflussen, sondern die Wahrnehmung von der angebotenen Dienstleistung. Jenseits von modernster Technologie und qualifiziertem Personal kann so die Einrichtung und Dekoration eines klinischen Raums die Patientenerfahrung erheblich beeinflussen. Eine einladende, saubere und sichere Umgebung trägt nicht nur zur Zufriedenheit der PatientInnen bei, sondern prägt auch ihre Wahrnehmung von der erhaltenen Versorgungsqualität. Stellen Sie sich vor, Sie betreten eine radiologische Abteilung, die Wärme und Komfort ausstrahlt, mit beruhigenden Farben, gut gestalteten Warte- und Behandlungsbereichen, und freundlichem Personal. Eine solche Umgebung beruhigt PatientInnen sofort und reduziert Ängste und Befürchtungen, die mit medizinischen Eingriffen so stark verbunden werden. Die physische Umgebung einer radiologischen Abteilung beeinflusst direkt den emotionalen Zustand von PatientInnen – sie gibt das Gefühl, wertgeschätzt, umsorgt und weniger ängstlich bezüglich der Ergebnisse ihrer Untersuchungen zu sein, was ihnen massgeblich ermöglicht, konzentrierter und weniger auf sich selbst fixiert zu sein. Somit ist auch das Personal entlastet – mit entspannten PatientInnen lässt sich schliesslich viel leichter arbeiten.

Eine gut durchdachte Einrichtung kann bequeme Sitzmöbel, ausreichend Tageslicht und Kunstwerke oder Dekorationen umfassen. Diese Elemente lenken die Aufmerksamkeit der PatientInnen von ihren Sorgen ab und schaffen eine positive Atmosphäre für die individuelle Heilung. Patientenzufriedenheit ist zudem ein entscheidender Maßstab bei der Bewertung von Gesundheitsdienstleistungen, und die Gestaltung und Atmosphäre der radiologischen Abteilung sind grundlegend, um dabei ein hohes Niveau zu erreichen. Auch halten sich zufriedene PatientInnen bewiesenermassen eher an Untersuchungen und Folgetermine sowie an die im Behandlungsplan empfohlenen Anweisungen. Und aus betriebswirtschaftlicher Sicht ergibt es auch Sinn – glückliche PatientInnen empfehlen die Einrichtung anderen, was zum Ruf und Erfolg des Standorts beiträgt.

Die Wahrnehmung der Versorgungsqualität in einer radiologischen Abteilung hängt eng mit ihrem physischen Erscheinungsbild und der Liebe zum Detail in ihrer Dekoration zusammen. PatientInnen erkennen eine gepflegte und ästhetisch ansprechende Umgebung als Zeichen von Professionalität, Kompetenz und einem Engagement für ihr Wohlergehen.

Ein CT Scanner in der Radiologie Abteilung eines Spitals

Sicherheit und Hygiene: Die unsichtbaren Säulen der Patientenerfahrung

Eine saubere und organisierte radiologische Einrichtung mit moderner Ausstattung zeugt von modernem medizinischen Fortschritt. Diese Wahrnehmung kann PatientInnen versichern, die bestmögliche Versorgung zu erhalten. Im Gegenzug kann eine vernachlässigte, veraltete, oder unhygienische Umgebung dazu führen, dass PatientInnen die Qualität der angebotenen Dienstleistungen in Frage stellen und sogar Angstzustände entwickeln.

In der heutigen Gesundheitslandschaft sind Sicherheit und Infektionskontrolle von größter Bedeutung. Eine gut geplante Einrichtung einer radiologischen Abteilung berücksichtigt die Notwendigkeit rigoroser Infektionsschutzmaßnahmen. Ausreichend Platz, gut gekennzeichnete Hygienestationen, deutliche Beschilderung für die Einhaltung von Abstandsregeln sowie angemessen gewartete, langlebige und leicht zu desinfizierende Polster tragen zur Patientensicherheit bei und sind dementsprechend für eine gute Patientenerfahrung unerlässlich. Niemand möchte sein/ihr Gesicht auf einer rissigen oder schmutzigen Liege oder einem Polster ablegen – insbesondere wenn es im Rahmen der Untersuchung um eine lebenswichtige Diagnose geht.

Darüber hinaus verringert eine saubere und gut gewartete Einrichtung das Risiko gesundheitsbezogener Infektionen, was für das Wohlbefinden der PatientInnen unerlässlich ist. PatientInnen sollten darauf vertrauen können, dass ihre Radiologie ein Ort ist, an dem ihre Gesundheit geschützt und gefördert wird anstatt von Keimen beeinträchtigt zu werden.

Eine medizinische Fachperson in Hygienehandschuhen desinfiziert sich die Hände

Jenseits der Ästhetik: Messbarer Effekt auf Diagnose und Behandlung

Die anderen Aspekte der Patientenversorgung, die nicht in Zusammenhang mit der dekorativen Seite stehen, sind solche, die Diagnose- und Behandlungsergebnisse direkt beeinflussen. In dieser Kategorie sollte der Schwerpunkt auf Kommunikation, Patientenpositionierung, Empathie und Verständnis sowie auf der ethischen Pflicht zur Offenheit liegen.

Eine effektive Kommunikation zwischen MTRs und PatientInnen bzw. deren Familien ist unerlässlich. Verfahren erklären, Bedenken ansprechen, auf ihre Emotionen, Gefühle, Ängste und Sorgen eingehen und klare Anweisungen geben, trägt zu einer positiven Patientenerfahrung bei. PatientInnen, die sich gut informiert und an ihrer eigenen Versorgung beteiligt fühlen, sind eher bereit, sich an die Lagerung sowie an die Vorbereitung und die Anweisungen für die Untersuchungen (z.B. Atem anhalten) zu befolgen. Auf menschlicher Ebene möchten wir alle gehört und verstanden werden – das gilt insbesondere für PatientInnen. Medizinisches Fachpersonal, welches Sorge trägt kann dabei den entscheidenden Unterschied machen. 

Der emotionale Zustand eines PatientInnen in der Radiologie kann die gesamte Erfahrung und sogar das diagnostische Ergebnis erheblich beeinflussen. Angst, Furcht und Unbehagen sind in diesem Umfeld häufige Emotionen, die oft mit der Furcht vor einer Diagnose oder Platzangst bei MRT-Untersuchungen verbunden sind.

Eine genaue Positionierung des PatientInnen ist eine grundlegende Voraussetzung, um hochwertige radiologische Bilder zu erhalten. Die richtige Positionierung stellt sicher, dass die Zielanatomie angemessen dargestellt wird und die Notwendigkeit wiederholter Scans und damit einhergehender Strahlenbelastung minimiert wird. Eine optimale Positionierung kann jedoch, insbesondere für PatientInnen mit körperlichen Einschränkungen oder Angstzuständen, eine Herausforderung sein. Patientenkomfort und Kooperation spielen in diesem Prozess eine entscheidende Rolle, was genau mit dem Aspekt der Kommunikation zusammenhängt. Je besser das Personal mit PatientInnen und/oder der Familien kommuniziert, desto besser wird auch die Positionierung des PatientInnen sein. Die richtige Positionierung mit geeigneten Hilfsmitteln/Polstern und angemessenen Erklärungen/Demonstrationen reduziert nicht nur Angst und Unbehagen, sondern hilft auch dabei, bessere Diagnosen zu erzielen, da sich entspannte PatientInnen wohler und kooperativer fühlen, still zu halten und während der Untersuchung Anweisungen zu befolgen, was zu klareren Bildern führt.

Emotionale Unterstützung: Die subtile Kunst der Empathie im Gesundheitswesen

Radiologische Abteilungen können patientenzentrierte Ansätze implementieren, um emotionale Bedürfnisse anzusprechen. Durch eine beruhigende und einfühlsame Umgebung, Entspannungstechniken vor dem Eingriff und Bereitstellung von emotionaler Unterstützung oder Begleitpersonen können Angstzustände reduziert und die gesamte Erfahrung verbessert werden. PatientInnen, die emotionale Fürsorge und Empathie spüren, kooperieren eher bei der Bildgebung, und verringern so die Wahrscheinlichkeit von Bewegungsartefakten. Die Fähigkeit, sich in die Gefühle und Ängste unserer PatientInnen hineinzuversetzen, ist ein Schlüsselelement im Gesundheitswesen. Bei langen Arbeitszeiten, zu wenig Personal und veraltetem Equipment kann der Fokus verloren gehen, aber die ständige Bereitschaft, sich mit der Gefühlslage unserer PatientInnen zu identifizieren, sollte für jeden im Gesundheitswesen tätigen Menschen von höchster Priorität sein. Schließlich tun wir alle die erstaunlichen Dinge, die wir tun, weil wir uns zutiefst um das Wohlergehen anderer kümmern.

Ein Patient ist positioniert auf der Liege eines CT Scanners

Ethische Überlegungen: Wo medizinische Wirksamkeit auf moralische Verantwortung trifft

Die Gewährleistung einer positiven Patientenerfahrung in der Radiologie ist nicht nur eine Frage der medizinischen Wirksamkeit, sondern auch eine ethische Praxis. Sie steht im Einklang mit dem Respekt vor der Autonomie, der Fürsorge, und der Schadensvermeidung. Radiologie-Fachpersonen haben die Verantwortung, dem Komfort und dem emotionalen Wohlbefinden der PatientInnen, einschließlich einer schmerzfreien Positionierung, als Teil ihrer Fürsorgepflicht Priorität einzuräumen. Der Respekt vor den spezifischen Schwächen, Überzeugungen, Idealen, Sprachen, motorischen oder sensorischen Einschränkungen, Vorlieben, Lebensstilen, Identitäten und Entscheidungen der PatientInnen ist von entscheidender Bedeutung für eine optimale Patientenerfahrung und sollte einer der Hauptfaktoren sein, die von einer Fachkraft, die in einer ethisch orientierten Radiologie Abteilung arbeitet, angestrebt werden.

Fazit: Ein Gesamtpaket für eine umfassende Versorgung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Patientenerfahrung in der Radiologie eine Reihe wichtiger Aspekte umfasst, von der Raumgestaltung über die Kommunikation zwischen Patient und Personal und die Patientenpositionierung bis hin zur ethischen Versorgung. Durch die Anerkennung der Zusammenhänge zwischen diesen Elementen und die Anwendung eines patientenzentrierten Ansatzes kann die Radiologie die diagnostischen Ergebnisse von PatientInnen verbessern, die Strahlenbelastung reduzieren und die allgemeine Versorgungsqualität erhöhen. Eine umfassende und hervorragende Patientenerfahrung kommt nicht nur den PatientInnen zugute, sondern trägt auch zur Verbesserung der ethischen und beruflichen Standards radiologischer Verfahren bei. Zudem sollten sich radiologische Abteilungen und Gesundheitseinrichtungen im Allgemeinen des Wertes des physischen Raums bewusst sein. Durch die Priorisierung des Komforts, der Zufriedenheit und der Sicherheit der PatientInnen durch eine durchdachte Gestaltung und Dekoration können radiologische Abteilungen zu Aushängeschildern für eine einfühlsame und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung werden und den PatientInnen einen bleibenden positiven Eindruck auf ihrem Weg zur Genesung vermitteln.

Samuel Oliveira – 19.09.2023

Samuel Oliveira ist ein leidenschaftlicher Radiologie-Experte, MRT-Sicherheitsbeauftragter, Meinungsführer und Innovator. Als Gründer und CEO von Everything MRI und der London MRI Leads Group setzt er sich dafür ein, die MRT-Welt Schritt für Schritt zu verändern und zu verbessern.